Gedichte!

Der Erlkönig (Goethe 1782)
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind; Er hat den Knaben wohl in dem Arm, Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.

Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? — Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht? Den Erlenkönig mit Kron’ und Schweif? — Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. —

„Du liebes Kind, komm, geh mit mir! Gar schöne Spiele spiel’ ich mit dir; Manch’ bunte Blumen sind an dem Strand, Meine Mutter hat manch gülden Gewand.“ —

Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht, Was Erlenkönig mir leise verspricht? — Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind; In dürren Blättern säuselt der Wind. —

„Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn? Meine Töchter sollen dich warten schön; Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn Und wiegen und tanzen und singen dich ein.“ —

Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort Erlkönigs Töchter am düstern Ort? — Mein Sohn, mein Sohn, ich seh’ es genau: Es scheinen die alten Weiden so grau. —

„Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt; Und bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt.“ — Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an! Erlkönig hat mir ein Leids getan! —

Dem Vater grauset’s; er reitet geschwind, Er hält in Armen das ächzende Kind, Erreicht den Hof mit Mühe und Not; In seinen Armen das Kind war tot.

Balladenjahr '97

Der Handschuh (Schiller 1797)
Vor seinem Löwengarten, Das Kampfspiel zu erwarten, Saß König Franz, Und um ihn die Großen der Krone, Und rings auf hohem Balkone Die Damen in schönem Kranz.

Und wie er winkt mit dem Finger, Auf tut sich der weite Zwinger, Und hinein mit bedächtigem Schritt Ein Löwe tritt Und sieht sich stumm Rings um, Mit langem Gähnen, Und schüttelt die Mähnen Und streckt die Glieder Und legt sich nieder.

Und der König winkt wieder, Da öffnet sich behend Ein zweites Tor, Daraus rennt Mit wildem Sprunge Ein Tiger hervor. Wie der den Löwen erschaut, Brüllt er laut, schlägt mit dem Schweif Einen furchtbaren Reif Und recket die Zunge, Und im Kreise scheu Umgeht er den Leu Grimmig schnurrend; Drauf streckt er sich murrend Zur Seite nieder.

Und der König winkt wieder, Da speit das doppelt geöffnete Haus Zwei Leoparden auf einmal aus, Die stürzen mit mutiger Kampfbegier Auf das Tigertier; Das packt sie mit seinen grimmigen Tatzen, Und der Leu mit Gebrüll richtet sich auf – da wird’s still, Und herum im Kreis, Von Mordsucht heiß, Lagern sich die greulichen Katzen.

Da fällt von des Altans Rand Ein Handschuh von schöner Hand Zwischen den Tiger und den Leun Mitten hinein.

Und zu Ritter Delorges spottender Weis’ Wendet sich Fräulein Kunigund: „Herr Ritter, ist Eure Lieb’ so heiß, wie Ihr mir’s schwört zu jeder Stund, Ei, so hebt mir den Handschuh auf.“

Und der Ritter in schnellem Lauf Steigt hinab in den furchtbaren Zwinger Mit festem Schritte, Und aus der Ungeheuer Mitte Nimmt er den Handschuh mit keckem Finger.

Und mit Erstaunen und mit Grauen Sehen’s die Ritter und Edelfrauen, Und gelassen bringt er den Handschuh zurück. Da schallt ihm sein Lob aus jedem Munde, Aber mit zärtlichem Liebesblick – Er verheißt ihm sein nahes Glück – Empfängt ihn Fräulein Kunigunde. Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht: „Den Dank, Dame, begehr ich nicht“, Und verlässt sie zur selben Stunde.
Der Taucher (Schiller 1797)
Der Taucher.
Ballade.

Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp, Zu tauchen in diesen Schlund? Einen goldnen Becher werf ich hinab, Verschlungen schon hat ihn der schwarze Mund. Wer mir den Becher kann wieder zeigen, Er mag ihn behalten, er ist sein eigen.

Der König sprach es, und wirft von der Höh Der Klippe, die schroff und steil Hinaus hängt in die unendliche See, Den Becher in der Charybde Geheul. Wer ist der Beherzte, ich frage wieder, Zu tauchen in diese Tiefe nieder?

Und die Ritter, die Knappen um ihn her, Vernehmens und schweigen still, Sehen hinab in das wilde Meer, Und keiner den Becher gewinnen will. Und der König zum drittenmal wieder fraget: Ist keiner, der sich hinunter waget?

Doch alles noch stumm bleibt wie zuvor, Und ein Edelknecht, sanft und keck, Tritt aus der Knappen zagendem Chor, Und den Gürtel wirft er, den Mantel weg, Und alle die Männer umher und Frauen Auf den herrlichen Jüngling verwundert schauen.

Und wie er tritt an des Felsen Hang, Und blickt in den Schlund hinab, Die Wasser, die sie hinunter schlang, Die Charybde jetzt brüllend wiedergab, Und wie mit des fernen Donners Getose Entstürzen sie schäumend dem finstern Schoose.

Und es wallet und siedet und brauset und zischt, Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt, Bis zum Himmel sprützet der dampfende Gischt, Und Flut auf Flut sich ohn Ende drängt, Und will sich nimmer erschöpfen und leeren, Als wollte das Meer noch ein Meer gebähren.

Doch endlich, da legt sich die wilde Gewalt, Und schwarz aus dem weißen Schaum Klafft hinunter ein gähnender Spalt, Grundlos als giengs in den Höllenraum, Und reissend sieht man die brandenden Wogen Hinab in den strudelnden Trichter gezogen.

Jetzt schnell, eh die Brandung zurückekehrt, Der Jüngling sich Gott befiehlt, Und – ein Schrey des Entsetzens wird rings gehört, Und schon hat ihn der Wirbel hinweggespült, Und geheimnißvoll über dem kühnen Schwimmer Schließt sich der Rachen, er zeigt sich nimmer.

Und stille wirds über dem Wasserschlund, In der Tiefe nur brauset es hohl, Und bebend hört man von Mund zu Mund: Hochherziger Jüngling, fahre wohl! Und hohler und hohler hört mans heulen, Und es harrt noch mit bangem, mit schrecklichem Weilen.

Und wärfst du die Krone selber hinein, Und sprächst: wer mir bringet die Kron’, Er soll sie tragen und König seyn, Mich gelüstete nicht nach dem theuren Lohn, Was die heulende Tiefe da unten verhehle, Das erzählt keine lebende glückliche Seele.

Wohl manches Fahrzeug, vom Strudel gefaßt, Schoß gäh in die Tiefe hinab, Doch zerschmettert nur rangen sich Kiel und Mast, Hervor aus dem alles verschlingenden Grab. Und heller und heller wie Sturmes Sausen Hört mans näher und immer näher brausen.

Und es wallet und siedet und brauset und zischt, Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt, Bis zum Himmel sprützet der dampfende Gischt, Und Well’ auf Well’ sich ohn Ende drängt, Und wie mit des fernen Donners Getose Entstürzt es brüllend dem finstern Schoose.

Und sieh! aus dem finster flutenden Schooß Da hebet sichs schwanenweiß, Und ein Arm und ein glänzender Nacken wird bloß Und es rudert mit Kraft und mit emsigem Fleiß, Und er ists, und hoch in seiner Linken Schwingt er den Becher mit freudigem Winken.

Und athmete lang und athmete tief, Und begrüßte das himmlische Licht. Mit Frohlocken es einer dem andern rief, Er lebt! Er ist da! Es behielt ihn nicht. Aus dem Grab, aus der strudelnden Wasserhöhle Hat der Brave gerettet die lebende Seele.

Und er kommt, es umringt ihn die jubelnde Schaar, Zu des Königs Füßen er sinkt, Den Becher reicht er ihm knieend dar, Und der König der lieblichen Tochter winkt, Die füllt ihn mit funkelndem Wein bis zum Rande, Und der Jüngling sich also zum König wandte:

Lang lebe der König! Es freue sich, Wer da athmet im rosigten Licht. Da unten aber ists fürchterlich, Und der Mensch versuche die Götter nicht, Und begehre nimmer und nimmer zu schauen Was sie gnädig bedecken mit Nacht und Grauen.

Es riß mich hinunter Blitzesschnell, Da stürzt’ mir aus felsigtem Schacht, Wildflutend entgegen ein reissender Quell, Mich pakte des Doppelstroms wüthende Macht, Und wie einen Kreisel mit schwindelndem Drehen, Trieb michs um, ich konnte nicht widerstehen.

Da zeigte mir Gott, zu dem ich rief, In der höchsten schrecklichen Noth, Aus der Tiefe ragend ein Felsenrif, Das erfaßt’ ich behend und entrann dem Tod, Und da hieng auch der Becher an spitzen Korallen, Sonst wär er ins Bodenlose gefallen.

Denn unter mir lags noch, Bergetief, In purpurner Finsterniß da, Und obs hier dem Ohre gleich ewig schlief, Das Auge mit Schaudern hinunter sah, Wies von Salamandern und Molchen und Drachen Sich regte in dem furchtbaren Höllenrachen.

Schwarz wimmelten da, in grausem Gemisch Zu scheußlichen Klumpen geballt, Der stachlichte Roche, der Klippenfisch, Des Hammers gräuliche Ungestalt, Und dräuend wies mir die grimmigen Zähne Der entsetzliche Hay, des Meeres Hyäne.

Und da hieng ich und war mirs mit Grausen bewußt, Von der menschlichen Hülfe so weit. Unter Larven die einzige fühlende Brust, Allein in der gräßlichen Einsamkeit, Tief unter dem Schall der menschlichen Rede Bey den Ungeheuern der traurigen Oede.

Und schaudernd dacht ichs, da krochs heran, Regte hundert Gelenke zugleich, Will schnappen nach mir, in des Schreckens Wahn Laß ich los der Koralle umklammerten Zweig, Gleich faßt mich der Strudel mit rasendem Toben, Doch es war mir zum Heil, er riß mich nach oben.

Der König darob sich verwundert schier, Und spricht: Der Becher ist dein, Und diesen Ring noch bestimm ich dir, Geschmückt mit dem köstlichsten Edelgestein, Versuchst dus noch einmal und bringst mir Kunde, Was du sahst auf des Meers tiefunterstem Grunde?

Das hörte die Tochter mit weichem Gefühl, Und mit schmeichelndem Munde sie fleht: Laßt Vater genug seyn das grausame Spiel, Er hat euch bestanden, was keiner besteht, Und könnt ihr des Herzens Gelüsten nicht zähmen, So mögen die Ritter den Knappen beschämen.

Drauf der König greift nach dem Becher schnell, In den Strudel ihn schleudert hinein, Und schaffst du den Becher mir wieder zur Stell, So sollst du der treflichste Ritter mir seyn, Und sollst sie als Ehgemahl heut noch umarmen, Die jetzt für dich bittet mit zartem Erbarmen.

Da ergreifts ihm die Seele mit Himmelsgewalt, Und es blitzt aus den Augen ihm kühn, Und er siehet erröthen die schöne Gestalt, Und sieht sie erbleichen und sinken hin, Da treibts ihn, den köstlichen Preiß zu erwerben, Und stürzt hinunter auf Leben und Sterben.

Wohl hört man die Brandung, wohl kehrt sie zurück, Sie verkündigt der donnernde Schall, Da bückt sichs hinunter mit liebendem Blick Es kommen, es kommen die Wasser all, Sie rauschen herauf, sie rauschen nieder, Den Jüngling bringt keines wieder.
Der Zauberlehrling (Goethe 1797)
Johann Wolfgang von Goethe
Der Zauberlehrling

Hat der alte Hexenmeister
Sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
Auch nach meinem Willen leben.
Seine Wort´ und Werke
Merkt ich und den Brauch,
Und mit Geistesstärke
Tu ich Wunder auch.

Walle! walle
Manche Strecke,
Daß, zum Zwecke,
Wasser fließe
Und mit reichem, vollem Schwalle
Zu dem Bade sich ergieße.

Und nun komm, du alter Besen!
Nimm die schlechten Lumpenhüllen;
Bist schon lange Knecht gewesen:
Nun erfülle meinen Willen!
Auf zwei Beinen stehe,
Oben sei ein Kopf,
Eile nun und gehe
Mit dem Wassertopf!

Walle! walle
Manche Strecke,
Daß, zum Zwecke,
Wasser fließe Und mit reichem, vollem Schwalle
Zu dem Bade sich ergieße.

Seht, er läuft zum Ufer nieder,
Wahrlich! ist schon an dem Flusse,
Und mit Blitzesschnelle wieder
Ist er hier mit raschem Gusse.
Schon zum zweiten Male!
Wie das Becken schwillt!
Wie sich jede Schale
Voll mit Wasser füllt!

Stehe! stehe!
Denn wir haben
Deiner Gaben
Vollgemessen! -
Ach, ich merk es! Wehe! wehe!
Hab ich doch das Wort vergessen!

Ach, das Wort, worauf am Ende
Er das wird, was er gewesen.
Ach, er läuft und bringt behende!
Wärst du doch der alte Besen!
Immer neue Güsse
Bringt er schnell herein,
Ach! und hundert Flüsse
Stürzen auf mich ein.

Nein, nicht länger Kann ichs lassen; Will ihn fassen. Das ist Tücke! Ach! nun wird mir immer bänger! Welche Miene! welche Blicke!

O, du Ausgeburt der Hölle! Soll das ganze Haus ersaufen? Seh ich über jede Schwelle Doch schon Wasserströme laufen. Ein verruchter Besen, Der nicht hören will! Stock, der du gewesen, Steh doch wieder still!

Willsts am Ende Gar nicht lassen? Will dich fassen, Will dich halten Und das alte Holz behende Mit dem scharfen Beile spalten.

Seht, da kommt er schleppend wieder! Wie ich mich nur auf dich werfe, Gleich, o Kobold, liegst du nieder; Krachend trifft die glatte Schärfe. Wahrlich! brav getroffen! Seht, er ist entzwei! Und nun kann ich hoffen, Und ich atme frei!

Wehe! wehe! Beide Teile Stehn in Eile Schon als Knechte Völlig fertig in die Höhe! Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!

Und sie laufen! Naß und nässer. Wirds im Saal und auf den Stufen. Welch entsetzliches Gewässer! Herr und Meister! hör mich rufen! - Ach, da kommt der Meister! Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister Werd ich nun nicht los.

"In die Ecke, Besen! Besen! Seids gewesen. Denn als Geister Ruft euch nur, zu seinem Zwecke, Erst hervor der alte Meister."



Procol Harum - A Whiter Shade Of Pale von gabon56 ;-)


Music was my first love and it will be my last.


Music was my first love
And it will be my last,
Music of the future and music of the past.
To live without my music
Would be impossible to do,
In this world of troubles my music pulls me through.

To live without my music
Would be impossible to do,
'Cause in this world of troubles my music pulls me through.

John Miles


Ave Maria. Pater Noster.


Ave Maria, gratia plena,
Dominus tecum.
Benedicta tu in mulieribus,
et benedictus fructus ventris tui, Iesus.
Sancta Maria, Mater Dei,
ora pro nobis peccatoribus
nunc et in hora mortis nostrae.


Pater noster, qui es in caelis,
sanctificetur nomen tuum.
Adveniat regnum tuum.
Fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra.
Panem nostrum cotidianum da nobis hodie.
Et dimitte nobis debita nostra,
sicut et nos dimittimus debitoribus nostris.
Et ne nos inducas in tentationem,
sed libera nos a malo.
(Quia tuum est regnum et potestas et gloria in saecula.)